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CheshireCat_86

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Re: 🎲 Weihnachtlicher Schreibwettbewerb 🎲

von CheshireCat_86 am 13.12.2024 17:45

Titel: dreams come true
TW:Difficult childhood / past

Geschichte:

Alexander saß in der Bar und trank sein Ale. Es war der 23.12. und jeder schien in festlicher Stimmung zu sein. Nun – fast jeder. Alexander fühlte sich beinahe etwas wie Scrooge. Im Hintergrund sangen einige deutlich angeheitert bereits Weihnachtssongs – Last Christmas, My Kind of Present und andere Albernheiten. Er hasste Weihnachten. Es gab kein einziges Weihnachtsfest, an welches er gerne zurückdachte. Als er noch klein war, hatten sie kaum genug zu Essen – an Geschenke war nicht zu denken. Er hatte immer die Kleidung seiner Geschwister auftragen müssen – auch wenn das bedeutete, dass er manchmal Mädchensachen anziehen musste. Es galt: Entweder warm eingepackt in einem rosa Mantel oder frierend durch die eisigen und zugigen Straßen von New York laufen. Als er dann alt genug war, um sich mit Zeitungen austragen, Einkäufe nachhause liefern oder Hunde ausführen Geld hinzuzuverdienen, war er nicht mehr auf die abgetragene Kleidung seiner Geschwister – jedenfalls nicht auf die der Mädchen – angewiesen. Später jobbte er neben der Schule in Bars und half in Supermärkten aus. Es war völlig egal wie alt er war – solange er für weniger arbeitete als Erwachsene, war er willkommen. Außerdem hatte er gelernt hart in der Schule für gute Noten zu arbeiten. Dadurch bekam er ein Stipendium an der NYU – wo er Wirtschaft studierte, nebenbei weiterarbeitete und als er alt genug war, seine ersten Aktien kaufte. Jahr um Jahr kämpfte er für einen Traum von einem Leben in Glück und Reichtum. Und auch wenn das mit dem Reichtum auf sich warten ließ, war er dem Glück vor einigen Jahren recht nahegekommen. Emely – aus einer mittelständischen Familie kommend – war perfekt. Sie konnte austeilen, wenn sie musste, war aber lieber die stille, zarte Blume, bei deren Anblick sich sein Herz jedes Mal freudig zusammenzog. Sie unterstützte ihn – studierte selbst an der NYU im Bereich Medizin und Gesundheitswissenschaften - und sprach ihm Mut zu, dass die Dinge, die er wollte, er erreichen würde. Sie brachte ihn zum Lachen, kochte ihm in den Prüfungszeiträumen, weil er oft vor lauter Ehrgeiz vergaß zu essen. Sie nahm ihn mit zu ihren Weihnachtsfesten mit der Familie, bei denen es Truthuhn gab und man Weihnachtslieder sang. Wo man sich selbstgebastelte Geschenke schenkte und über Bastelunfälle gemeinsam lachte. Eigentlich fand er es befremdlich, es war zu harmonisch. Doch irgendwo tief in sich, war Aleksander glücklich, dass er auch diese Seite des Lebens kennenlernte. Diese Szenen, von denen er als Kind in Filmen immer dachte, es wäre Fiktion – eine glückliche Familie – gab es wirklich. Sie war damals wirklich seine Rettung – doch als er den Job bei Goldmann & Mercy bekam, änderte sich etwas. Alexander konnte bis heute nicht sagen, was es war. Hatten sie sich damals – während der Studienzeit – noch ausgemalt in einem gemeinsamen Haus zu leben, mit weißem Gartenzaun und Labrador im Vorgarten, änderte sich mit seinen Arbeitszeiten ihre Beziehung immer mehr. Ja – er arbeitete viel, 80 Stunden pro Woche war Normalität. Doch sie begann ihm vorzuwerfen, dass sie nach seinem Job kommen würde – sie hatte schon damals nicht verstanden, dass er so hart arbeitete, damit auch sie ihre Träume verwirklichen konnte. Das kleine Zimmer, dass sie in der größeren Wohnung – die sie sich dank seines guten Gehaltes leisten konnten – als Praxis nutzen konnte, kam eben nicht von irgendwo. Rückblickend betrachtet war es ein schleichender Prozess – doch nach 7 Jahren bestanden ihre Gespräche eher nur noch aus Streit. Oft wurden sie beide beleidigend… statt ihr zu beteuern, dass sie weiterhin die schönste und wichtigste Frau für ihn war, nannte er sie Schlampe oder sie ihn Made und Penner. Er warf ihr eine Affäre vor, sie ihm, dass er doch eh mit seiner Arbeit verheiratet sei. Irgendwann war sie dann einfach weg. Er kam heim und die Wohnung war, als hätte sie keine 5 Jahre hier mit ihm gelebt. Seine Sachen waren alle da – auch die Möbel, das Geschirr, Videos… alles da. Doch ihre Kleider, ihr Parfum – ja sogar die Bilder wo sie gemeinsam zusehen waren, waren verschwunden. Erst lange nach ihrem Auszug erfuhr er, dass sie zunächst zurück zu ihrer Familie gezogen war, und sich dann mit einer Freundin eine WG genommen hatte. Damals war er so versessen ihr zu beweisen, was sie durch ihre Trennung von ihm verloren hatte, dass er noch härter arbeitete, oft über Leichen ging – nicht im wahrsten Sinne des Wortes, allerdings galt er im Hedgefond doch als sehr skrupellos -, nur um ihr etwas zu beweisen. Und über all diesen Eifer verging die Zeit….

Heute war er 39 Jahre, Emely war 36. Er hatte gehört, dass sie letztes Jahr geheiratet hat und nun ein Haus mit weißem Zaun und einer Reifenschaukel im Garten hatte. Und er? Er war Miteigentümer bei Goldmann, Mercy & Johnson. Er konnte sich 20 Häuser mit weißem Zaun leisten, wenn er wollte. Doch er lebte immer noch in der Wohnung, in der er bereits damals mit Emely lebte. Der Wirt betätigte die Glocke die anzeigte, dass man jetzt eine letzte Runde bestellen konnte, bevor bald geschlossen wurde. Alexander hob die Hand und bestellte sich einen Whiskey. Er brauchte etwas Stärkeres, um dieses Weihnachten zu überleben. Denn er hatte zwar nun den Reichtum, von dem er immer geträumt hatte – doch zu welchem Preis?

 

Alice asked the Cheshire Cat, who was sitting in a tree, "Can you show me the right direction?" The cat asked, "That depends on where you want to end up?" "I don't know where I want to end up" Alice answered. "Then," said the cat, "it really doesn't matter which direction you take, does it?"

~Lewis Carroll, Alice's Adventures In Wonderland~

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CheshireCat_86

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Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲

von CheshireCat_86 am 13.12.2024 16:59

12.12.1862

Die Weihnachtszeit war für Grace seit jeher die schönste Zeit, auch weil an Heiligabend alle Freunde und viele aus dem Dorf kamen, um mit ihnen zu feiern. Und nachdem das Haus und der Ballsaal so herausgeputzt wurde, war es natürlich auch an der Zeit, dass die Köchinnen die Pasteten, Braten und Petit Four sowie Kuchen und andere Leckereien vorbereiteten. Das Essen an diesem Abend war schon immer ein Highlight des Jahres. 5 Gänge und - wenn die Festlichkeiten mit Tanz und Kartenspielen begannen – jeder Menge Gebäck. Das zu koordinieren und zu planen erforderte immer viel Zeit, doch es kam ihr nie wie Stress vor. Dafür war es viel zu schön am Ende die Glücklichen und Zufriedenen – meist auch vollgefutterten – Gesichter der Gäste zu sehen. Dieses Jahr gab es ein besonderes Highlight, jeder Gast sollte eine Kleinigkeit bekommen. Die Dorfbewohner bekamen alle ein Glas des eigenen Honigs, ein gut befreundeter Lord würde einen neuen Kompas bekommen, nachdem ihm der letzte bei der Jagd zerbrach. Eine Lady einen schönen warmen Schal… sie gab sich mühe mit kleinen Aufmerksamkeiten trotzdem große Freude zu bereiten. Es sollte einfach eine Geste sein, nichts Teures oder Aufwendiges. Trotzdem sollte jeder grundsätzlich den Eindruck haben, dass man sich wirklich für denjenigen etwas überlegt hatte – eine knifflige Angelegenheit.

 

 

13.12.1862

Anders sah das ganze bei Matt aus. Die richtige Bescherung würde ja erst am Morgen des 25.12. stattfinden. Und für Ihn hatte sie etwas Besonderes. Sie hatte von einem Erfinder aus Amerika gehört. Einem Herrn Thomas Edison. Er hatte einen sogenannten Phonographen erfunden. Er hatte Wachsplatten an einen Trichter angeschlossen, auf der er seine eigene Stimme bannen konnte. Matt war sehr begeistert von diesen neuen Techniken und sie war sich sicher, dass er dieses Wunder zig mal benutzen würde. Anders als ein Wunder konnte sie es nicht beschreiben, dass Stimmen und Geräusche oder auch Musik auf Stanniolfolie gebannt werden konnten. Sie war sehr gespannt, was Matt dazu sagen würde. Und sie hoffte, dass die Anleitung, die Mr. Edison mitschickte, dann auch diese Maschine in Gang setzen würde…

Alice asked the Cheshire Cat, who was sitting in a tree, "Can you show me the right direction?" The cat asked, "That depends on where you want to end up?" "I don't know where I want to end up" Alice answered. "Then," said the cat, "it really doesn't matter which direction you take, does it?"

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CheshireCat_86

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Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲

von CheshireCat_86 am 11.12.2024 17:18

10.Dezember 1862
Grace saß dick eingepackt in einem Mantel, dickem Schal und Mütze in ihrem Rollstuhl und zupfte an der Wärmflasche, die unter den 2 dicken Decken vergraben war. Sie kuschelte sich bis zur Nase in den Schal und sah zu, wie Matt mit den Kindern des Dorfes den kleinen Hügel hinter dem Herrenhaus hinunterrutschte. Sowohl auf Schlitten, aber auch einfach auf dem Bauch. Sie jauchzten und Grace lachte. Sie würde sicher nicht auf irgendeinen Schlitten setzen – sie war einmal gefallen, wenn auch nicht von einem Schlitten – aber es hatte böse Folgen gehabt. Aber sie liebte es, wie sehr die Kinder Spaß hatten und das Matt ebenfalls mit ihnen herumtollte. Er würde irgendwann ein toller Vater werden. Sie begann zu lachen, als er in einer Schneewehe landete.

 

11.Dezember 1862

Sie nippte an ihrer Tasse Tee und sah zu Lord Geoffrey, einem guten Freund ihres Bruders. Diese beiden saßen auf dem Sofa und Geoffrey aß genüsslich sein bestimmt 7. Gurken-Sandwich, welches traditionell zum Tee gereicht wurde. Er hatte mit Matt studiert und das letzte mal, als sie ihn saß war er noch mindestens 5 Jahre jünger – und vor allem 9kg leichter. „Die Chinesen kennen kein Weihnachten. Keine wirklich schöne Kultur. Außer den Frauen, du weißt schon." Er zwinkerte ihrem Bruder zu. „Aber China muss doch beeindruckend sein. Solch eine alte Kultur, denkt doch nur an die Shogune oder deren Tee-Zeremonie." Warf Grace ein. „Sie haben nicht mal eine Teestunde." Rümpfte er die Nase. Nun – nur weil sie keine Teestunde hatten, würde es doch nicht bedeuten, dass sie nicht beeindruckend waren. „Hast du wirklich in China mehrere Tee Plantagen gekauft?" erkundigte sich Matt und Geoffrey begann über seine Investitionen zu sprechen. Sie hatte das Glück, dass Matt ihr eine Schulbildung wie einem Jungen zukommen gelassen hat. Nachdem er die Belange ihrer Familie recht früh übernehmen musste, damit er die Familie – also sie – und den Titel halten konnte. Und so wanderten Gace's Gedanken nach China. Sie stellte sich vor, wie sie die Damen in diesen traditionellen Kleidern zusah, wie sie einen Fächertanz vorführten. Sie malte sich aus, wie sie Bauern dabei zusehen konnte, wie diese die Teeblätter pflückten. Sie malte sich aus, wie sie vor dem riesigen Tor der verbotenen Stadt stand und die roten riesigen Pfeiler sah. Sie überlegte, wie es wäre, wenn ihr der Wind auf der chinesischen Mauer um die Nase wehte. Oder wie sie sich die Terrakotta Armee sich ansah und am Ende eine vorzügliche Peking-Suppe aß. Bei dem Gedanken lief ihr das Wasser im Munde zusammen.

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CheshireCat_86

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Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲

von CheshireCat_86 am 09.12.2024 21:25

9. Dezember 1862

 

Grace seufzte zufrieden. Sie liebte die Weihnachtszeit. Honiglebkuchen, Feenküsse, Nugatplätzchen, Weihnachtspudding… sie liebt die süßen Versuchungen. Auch zu einem Christstollen, Vanilleplätzchen oder auch Kokosmakronen würde sie nicht nein sagen. Wobei sie aktuell die kleinen Petit Four für sich entdeckt hat – der einzige Wehrmutstropfen war, dass die von Franzosen erfunden wurden. Sie ist eben ein Schleckermäulchen

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CheshireCat_86

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Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲

von CheshireCat_86 am 09.12.2024 21:22

8. Dezember 1862

 

Grace saß am großen Kamin der Bibliothek und sah gedankenversunken aus dem Fenster. Draußen tanzten die Schneeflocken und ließen das Land weißgetüncht zurück. Die Magie des Winters faszinierte sie schon seit sie denken konnte.
Damals, eine Zeit, als Grace noch mit ihrem Bruder um die Wette rannte und ihre Mutter sie lachend ausschimpfte, bevor diese mit ihr gemeinsam Schneeengel machte. Ein versonnenes Lächeln stahl sich auf die Lippen der jungen Frau.

Sie erinnerte sich an einen Tag, der ihr besonders im Kopf geblieben war. Sie musste sie 4 oder 5 Jahre gewesen sein. Sie war ihrer Amme entwischt und hatte sich rausgeschlichen um nach den süßen Häschen zu schauen und ihnen eine Decke zu bringen. Matt hatte sie erwischt, da er sich aber gerade selbst davongeschlichen hatte, da er kein Latein pauken wollte, begleitete er sie. Im warmen Stall – ganz hinten, wo die neuen Pferde standen, bevor sie zu den anderen gestellt wurden – standen über Winter die Hasen. Sie deckte den Stall zu und holte eines der Häschen heraus. Matt war das zu langweilig und meckerte bereits, dass das für Babys sei. Doch dann holte er ein Seil, dass er – auf den Trennwänden der Stallungen kletternd – an den Deckenbalken festband und ihr so eine Seilschaukel bastelte. Das war so wunderschön, als er sie anschubste und sie hoch und höher schaukelte. Jedenfalls so lange, bis das jauchzen und lachen entdeckt wurde und einer der Stallburschen irgendwen informierte, bis auch ihre Mutter es erfuhr. Sie war zu der Zeit bereits hochschwanger. Und als sie die beiden fand, musste sie lachen und Matt’s und Grace Strafe war, gemeinsam ihre Mutter anzuschubsen. Danach gingen sie in das Gesellschaftszimmer und es gab heiße Schokolade und Plätzchen. Danach musste Matt zwar wieder weiterlernen. Aber Grace durfte auf den Schoß ihrer Mutter krabbeln und kuscheln.

Sie lächelte. Die Zeit damals war wunderbar und es waren die schönsten Weihnachten, an die sich Grace erinnerte…

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Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲

von CheshireCat_86 am 07.12.2024 18:14

(Das hat echt Spaß gemacht, ich hab das erste mal ein Bild generiert via dem empfohlenen Generator :) Richtig cool)
Screenshot_2024-12-07_181543.png

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Antworten Zuletzt bearbeitet am 07.12.2024 18:16.

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Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲

von CheshireCat_86 am 06.12.2024 21:50

6. Dezember 1862

 

Sehr geehrte Herrschaften,

mit größter Begeisterung und einer Prise weihnachtlicher Vorfreude bewerbe ich mich hiermit um die vakante Position des Weihnachtsmanns in Ihrem hochgeschätzten Hause. Es ist mir ein besonderes Anliegen zu betonen, dass gerade Frauen für diese Aufgabe bestens geeignet sind – schließlich verfügen wir bekanntlich über ein außergewöhnliches Multitasking-Talent, ein Auge für Details und die Geduld eines Engels. Wer sonst könnte all die Wunschzettel studieren, Geschenke perfekt verpacken und dabei noch mit einem Lächeln "Ho, ho, ho!" rufen?

Manch einer mag einwenden, dass das Jahr 1862 nicht die ideale Zeit für eine Frau im Rollstuhl sei, um in eine derart prestigeträchtige Rolle zu schlüpfen. Doch wie heißt es so schön? Der Nikolaus geht mit der Zeit, und warum sollte er nicht auch rollen, wenn es die Umstände erfordern?

Meine Qualifikationen sprechen für sich:

  • Freundlichkeit und Güte: Kein Wunsch bleibt unbeachtet, und kein Wunschzettel ungeöffnet
  • Einzigartiger Auftritt: Der Anblick einer Weihnachtsfrau im Rollstuhl wird zweifellos die Herzen aller erweichen und für Gesprächsstoff sorgen – was wäre schließlich Weihnachten ohne ein bisschen Magie und Überraschung?
  • Effizienz auf Rädern: Mit meinem sorgfältig gepflegten Rollstuhl erreiche ich alle Winkel und Ecken Ihrer Gemeinden, schneller als jedes Rentier es je schaffen könnte. Außerdem entfällt das leidige Hufgeklapper und auch die Wartungskosten sind deutlich wirtschaftlicher, als das ganzjährige Versorgen von Dasher, Dancer, Prancer, Vixen, Comet, Cupid, Donner und Blitzen. Ganz zu schweigen von den Tierarztkosten für Rudolph!

Ich bin überzeugt, dass eine moderne Weihnachtsfrau, die Diversität und Inklusion verkörpert, dem Geiste der Weihnacht besonders gut entspricht. Zudem verspreche ich, die mit der Position verbundenen Schokoladenvorräte in Maßen zu genießen, wobei ich darauf achte, stets genügend Süßigkeiten für die Kinder übrig zu lassen.

Ich freue mich darauf, die Stellung als Weihnachtsfrau anzutreten und gemeinsam mit Ihnen die Feiertage zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen. Für ein persönliches Gespräch stehe ich jederzeit zur Verfügung – vorausgesetzt, die Räumlichkeiten sind barrierefrei.

Mit vorweihnachtlichen Grüßen,
Grace Chamberland

P.S.: Falls Sie noch einen kleinen Bonus benötigen, damit sie vollumfänglich überzeugt sind – ich singe eine hervorragende Version von "Dear Santa"!

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Antworten Zuletzt bearbeitet am 06.12.2024 21:51.

CheshireCat_86

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Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲

von CheshireCat_86 am 06.12.2024 20:56

5. Dezember 1862

 

Grace war glücklich. Das Haus sah aus, als hätte es Weihnachten eingeatmet und einfach die Luft angehalten. Sie kicherte leise. Matt sah sie amüsiert an. „Wenn du kein Weihnachten hättest, würde dir etwas fehlen, oder?“ Grace zuckte lächelnd mit den Schultern. „Wieso auch nicht, in dieser Jahreszeit werden alle etwas glücklicher, lachen öfters und haben etwas mehr Nächstenliebe übrig. Selbst Lord Griffin hatte letztens einem Bettler einen Pence gegeben. Da wäre ich fast vom Glauben abgefallen.“ Matt setzte gerade zu einer Antwort an, als der Kammerdiener sich räusperte. „Lady Isabell.“ Kündigte er Matts Verlobte an. Sie trat ein und kam auf Matt zu. „Mathew – Darlin, wie geht es dir? Mein Gott, es riecht als würdet ihr im Wald leben.“ Beklagte sie sich und ihr süße kleine Stupsnase rümpfte sich. Grace seufzte innerlich. Isabell war kein Weihnachts-Enthusiast, und das ließ sie leider jeden merken. „Dir ist bewusst, dass diese Jahreszeit eben so riecht? Seit hunderten von Jahren ist es Brauch, Tannengrün in den Häusern zu haben.“ erklärte Grace daher ruhig. „Heidnischer Unfug.“ Meinte Isabell. „Weihnachten ist nichts anders als Konsum. Schau dir nur das Haus an, wie viel Arbeit und Material.“ „Das wir seit meiner Großmutter jedes Jahr wieder verwenden und das Tannengrün, dass am Ende als Feuerholz dient?“ konterte Grace. „Und wie viel Schmutz es macht.“ „Den du nie wegräumen müsstest.“ Isabell seufzte, als würde Grace nicht verstehen. „Weihnachten ist das Fest der Liebe, der Nächstenliebe um genau zu sein, deswegen spenden wir dem Waisenhaus an Weihnachten besonders viel und werfen mehr in den Klingelbeutel, damit auch die Ärmeren, ein schönes Weihnachten haben.“ „Und würdet ihr das Geld anderweitig verwenden könntet ihr sogar Gewinn machen.“ „Aber um Gewinn geht es doch gar nicht.“ Isabell schüttelte bedauernd den Kopf. Grace sah zu Matt – so sehr sie Isabell eigentlich mochte, aber dass diese so ein Unbehagen gegenüber Weihnachten empfand, war wiederum Grace suspekt. Wie konnte man auch Weihnachten nicht mögen. Alleine die Freude, die man Empfand, wenn man schenkte. Die wunderbaren Plätzchen, das Glück anderer… für sie gab es keine schönere Zeit – und die würde sie sich auch von Isabells Haltung nicht vermiesen lassen.

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Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲

von CheshireCat_86 am 06.12.2024 20:47

4. Dezember 1862

Grace hatte Kopfschmerzen – was ihren fiesen Bruder wirklich amüsierte. Er zog sie sogar etwas damit auf. Nun, jedenfalls so lange, bis sie ihm absichtlich einmal über den Fuß gefahren war. HA – das hatte er davon.

Am späten Vormittag hatte sich ihr Kopf ein wenig beruhigt und sie entschloss sich mit den Bediensteten im Haus, eben jenes zu dekorieren. Der Weihnachtsempfang war immer das schönste Ereignis hier auf Blenheim Palast. Zwar würde der große Weihnachtsbaum für den Ballsaal erst am 20.12. geschlagen werden und aufgebaut, aber das bedeutete nicht, dass nicht das restliche Haus dekoriert werden wollte. So begannen sie, zunächst die Handläufe der Treppenaufgänge mit Tannengrün zu umwickeln, dass der Eindruck von Girlanden entstand, die dann mit roten Samtschleifen und Kugeln in unterschiedlichster Größe dekoriert wurden. Natürlich ebenfalls alle in weinrot. Als nächstes waren der Flur und die Zimmer an der Reihe. Tannengrün auf den Tischen, schwere Kerzen, die schön weihnachtlich bemalt waren, Papierengel und Sterne, Räuchermännchen und Duftlampen wurden dekoriert. Im Eingangsbereich des Herrenhauses wurde die Krippe aufgestellt, die Grace fast bist zur Brust ging. Eine kleine Holzeisenbahn in rot und grün wurde auf den Fenstersims dekoriert und im Ballsaal kam zu den kleinen liebevollen Details ebenfalls noch ein Kindergroßer Nussknacker – der auch funktionierte. Manchmal zu gut, dann gab es eher Walnuss Krümel, anstatt Walnüssen. Grace schüttelte gerade die Zierkissen auf, die Schneemänner, Rentiere oder auch Santa Claus zeigten, während einer der Bediensteten die Weihnachtssterne an die Fenster stellte und die Stämmchen ebenfalls mit Schleifen dekorierte. Es wurde schon später Abend, als dies alles vollbracht wurde. Grace sah sich lächelnd um. Sie liebte die Weihnachtszeit und konnte beinahe schon jetzt die leise Musik der Streicher und das fröhliche Geplapper und Lachen hören, dass hoffentlich auch dieses Jahr wieder durch das Haus schallen würde. „Lady Grace?“ Helen, eine der Zimmermädchen räusperte sich. Grace hob fragend den Blick. „Wo darf ich dies aufhängen?“ sie hob einen Mistelzweig in die Höhe. „Am besten über die Eingangstür.“ Schmunzelte Grace. Es würde spannend werden, wer dem Brauch entsprechend nachkommen würde….

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Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲

von CheshireCat_86 am 05.12.2024 21:09

3. Dezember

Grace hatte am Ende des Weihnachtsmarktes nur eine Tüte gebrannte Mandeln ergattert und saß nun einer Bank gegenüber und wartete auf Lady Isabell und Matt. Sie kuschelte sich gerade tiefer in ihren kuschligen Plüschschal, als ihr eine dampfende Tasse vor die Nase gehalten wurde. Sie sah auf und ihr Bruder grinste sie breit an. „Etwas zum aufwärmen.“ Erklärte er ihr und nickte seiner Verlobten zu. Diese setzte sich auf eine mit Pelzen ausgelegten Bank. Grace umschloss mit ihren behandschuhten Fingern die Tasse und atmete den süßlichen Duft ein. Der Alkohol kitzelte ihr in der Nase und sie lächelte ihren Bruder an. Dieser reichte nun Isabelle ebenfalls eine Tasse und ging nochmal an den Stand, um sich selbst eine Tasse zu holen. Als er zurückkam, stieß er mit Isabell an und prostete seiner Schwester zu. Grace nippte daran und erschauderte – ihr war gar nicht bewusst – wie kalt ihr eigentlich war. Schnell nahm sie 2 weitere Schlucke, verbrannte sich die Zunge, aber die Wärme tat SO gut. Doch vielleicht war sie etwas zu gierig, denn sie wurde recht schnell danach schrecklich müde. Sie biss sich auf die Unterlippe, um nicht laut zu gähnen. Sie merkte noch, wie ihr Bruder leise lachte und wohl sie ansprach. Doch sie lächelte nur mühsam. Ihre Zunge fühlte sich fast taub an und sie wurde so schrecklich müde. Sie stellte die Tasse ab und blinzelte, versuchte wach zu bleiben. Gott, sie konnte doch auch ein Glas Sekt vertragen, was war nur los mit ihr? Ihr wurde warm. Sie spürte, wie Matt sie erneut ansprach und ihr Haar durchstrubbelte. Sie sollte schimpfen, dass tat man doch nicht! Doch sie nickte leicht weg…Matt schmunzelte. "Oh wei..." murmelte er amüsiert. Er sah seine Verlobte an. "Wir sollten zurück. Sie mag eigentlich keinen Wein, wahrscheinlich war das doch etwas zu viel für meine Kleine." meinte er und nahm vorsichtig die noch halbvolle Tasse an sich, nippte an seinem Glühwein und zog die Decke fester um die Beine seiner Schwester, damit sie es warm hatte.

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